Die Zeit im Gefängnis brachte für Ex-Tennislegende Boris Becker (55) unerwartete Herausforderungen mit sich. Während seiner gut siebenmonatigen Haftzeit in zwei Londoner Gefängnissen musste er sich mit seinen Mithäftlingen gutstellen, unabhängig von ihren Straftaten. In einem BBC-Interview enthüllte Becker, dass die Erfahrung brutal und weit entfernt von dem war, was man im Fernsehen oder in Geschichten hört. Der Kampf ums Überleben sei allgegenwärtig gewesen, weshalb er sich mit “harten Jungs” umgeben musste.
Unter Beckers Mithäftlingen befanden sich der deutsche Beschützer Ike J. (50), der wegen Drogenhandels und Geldwäsche zu 24 Jahren Haft verurteilt wurde, sowie der Tamile Sugan S. (38) aus Sri Lanka, der wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde.
Später wurden zwei Deutsche, die Hooligans und Neonazis Peter K. (36, Lok Leipzig) und Sebastian R. (45, Dynamo Dresden), für mehrere Wochen Beckers Zellennachbarn im Huntercombe-Knast in Oxfordshire. Die Gefängnisleitung bat Becker, für die Männer aus Sachsen zu dolmetschen, da sie kein Englisch sprachen. Die Männer verbrachten Zeit miteinander, nahmen an Beckers Sport- und Motivationskursen im Gefängnis teil.
Als Becker kurz vor Weihnachten nach Deutschland abgeschoben wurde, verschenkte er einen Teil seiner Kleidung und persönliche Gegenstände an seine ehemaligen Knast-Kumpel. Peter K. erhielt unter anderem ein graues T-Shirt von Beckers eigenem Label “BB Style”, einen grauen Bademantel und ein Autogramm auf Gefängnispapier. Sebastian R. bekam ein Paar Puma-Turnschuhe.
Kurz nach Beckers Entlassung fand ein Fußballspiel zwischen England und Deutschland statt, bei dem rund 100 Hooligans den “Green Man Pub” nahe dem Wembley-Stadion überfielen. Peter K. und Sebastian R. wurden von der Polizei festgenommen und zu je drei Jahren Haft verurteilt. Beide Männer wurden vor kurzem vorzeitig aus dem Knast entlassen und nach Deutschland abgeschoben.
Peter K. äußerte sich positiv über seine Begegnung mit Boris Becker im Gefängnis und betonte, wie sehr Becker ihnen geholfen habe. Ob Becker wusste, mit wem er es zu tun hatte, bleibt unklar. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Männer sich nun in Freiheit wiedersehen wollen. Becker selbst ist noch nicht darüber informiert, dass die Hooligans zurück in Deutschland sind.