Besorgniserregende Lage in Deutschland: Die Anzahl der Krankmeldungen erreicht einen beispiellosen Höchststand. Noch nie zuvor haben sich so viele Arbeitnehmer krankgemeldet. Dies geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht der DAK hervor.
Im ersten Halbjahr 2023 war jeder zweite DAK-versicherte Mitarbeiter (50,1 Prozent) mindestens einmal krank, eine Zahl, die normalerweise erst am Jahresende erreicht wird. Laut DAK gingen 5,5 Prozent der Tage, die normalerweise gearbeitet worden wären, aufgrund von Krankheit verloren. Diese Werte sind seit Beginn der DAK-Analyse im Jahr 2013 noch nie so hoch gewesen. Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit, betont, dass der Krankenstand der Beschäftigten auch nach dem Ende der Pandemie ein wichtiges Anliegen für Unternehmen und Betriebe bleibt.
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Die höchsten Zuwächse wurden in Bremen verzeichnet. Im ersten Halbjahr 2022 gab es etwa 55 Krankheitsfälle pro 100 DAK-versicherte Beschäftigte. Im Jahr 2023 stieg diese Zahl auf 111 an, ein enormer Anstieg um 102 Prozent. Ähnlich dramatisch sind die Anstiege in Hamburg (91 Prozent), Berlin (79 Prozent), Hessen und Niedersachsen (je 72 Prozent).
Nur die Dauer der Krankschreibungen hat sich im Vergleich zu 2022 verbessert. Während die Beschäftigten im Vorjahr durchschnittlich zwölf Tage krank waren, fielen sie im ersten Halbjahr 2023 nur zehn Tage aus.
Laut DAK sind die Hauptursachen für die Fehlzeiten Atemwegserkrankungen wie Husten, Schnupfen und Infekte, die sich teilweise mehr als verdoppelt haben. Aber auch Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Leiden haben zugenommen. Fehlzeiten aufgrund von Corona waren in diesem Jahr rückläufig.
Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, erste Stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, bestätigt, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen besonders hoch war. Ein Grund dafür war der Nachholeffekt nach dem Ende der Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Patienten seien vorsichtiger geworden, um andere nicht anzustecken.
Die steigende Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden kann auch Prof. Buhlinger-Göpfarth bestätigen. Belastungen im Job sind ein Hauptgrund dafür. Ebenfalls werden psychologische Gründe wie Burn-out und Depressionen als Ursache genannt.
Selbst technische Faktoren haben zu einem starken Anstieg der Fehlzeiten beigetragen. Die Einführung der elektronischen Krankschreibung (eAU) seit diesem Jahr hat die Zahlen in die Höhe getrieben.
Der Immunologe Dr. Peter Schleicher sieht eine geschwächte Immunabwehr aufgrund der anhaltenden Krisensituation und der Corona-Maßnahmen. Der feuchte Sommer begünstigt zudem Infektionen.
Die Prognose für den Rest des Jahres ist bedauerlicherweise weiterhin besorgniserregend.