Die schwierige Vereinbarkeit von Kindern und Karriere ist ein Thema, über das selten offen gesprochen wird. Moderatorin Karolin Kandler (37), das neue Gesicht der ProSieben-Nachrichten, bringt es nun auf den Punkt. Fast jeden Abend präsentiert sie um 18 Uhr die “Newstime” und eilt dann nach Hause, um ihre beiden Kinder im Alter von 7 und 2 Jahren ins Bett zu bringen.
Die Kosten, die sie und viele andere Mütter für diese Doppelbelastung tragen, werden selten thematisiert. Dennoch spricht Kandler in einem Gespräch mit BILD offen darüber und sagt deutlich: “Als Mutter von zwei kleinen Kindern zu arbeiten, ist purer Luxus!” Denn als Mutter gibt es immer viel zu tun: Einkaufen, Kochen, Organisation von Babysittern, Kita- und Schulalltag…
Kandler lebt in München. Bevor sie im November 2022 zu ProSieben wechselte, moderierte sie vier Jahre lang bei der ARD-Tagesschau in Hamburg. Hin- und Rückfahrt mit der Bahn, eine Strecke von 780 Kilometern, mehrmals im Monat. Dazu kamen noch Hotel- und Babysitterkosten. Im besten Fall half ihre Mutter aus und nahm sich sogar Urlaub, um die Kosten nicht zu hoch werden zu lassen. Dennoch war es finanziell oft eine Nullsummenspiel. Denn die Kosten rund um ihren Job waren meist höher als ihr Gehalt. Kandler zieht eine ehrliche Bilanz ihrer Zeit bei der Tagesschau:
Sie rechnet vor: “Sechs Arbeitstage im Monat haben mich mindestens 550 Euro für das Hotel, 500 Euro für Bahnfahrten und manchmal bis zu 900 Euro für zwei Babysitter gekostet, wenn meine Mutter nicht helfen konnte und ich beide Kinder in München und Hamburg unterbringen musste.” Die Sätze für Tagesschau-Moderationen sind bei der ARD einsehbar, und daraus ergibt sich eine Gage von rund 350 Euro pro Sendung. Um es deutlich auszudrücken: Sie verdiente 2100 Euro, gab aber 1950 Euro aus. Kandler sagt: “Der Rest ging für Essen drauf.”
Karolin Kandler gibt offen zu: “Bei der Tagesschau habe ich fast vier Jahre lang fast umsonst gearbeitet, trotz meiner Liebe zu diesem Job und dem Team! Und am Ende fragt man sich als Frau: Lohnt sich die Arbeit überhaupt? Rechnet sich das? Ich habe versucht, es als Investition in meine Zukunft zu sehen, dann tat das Geld nicht so weh. Und ich finde, es hat sich gelohnt!”
Kandler ist seit 2015 glücklich verheiratet. Ihr Mann ist selbstständig und führt ein eigenes Unternehmen in München, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Es ist Kandler wichtig, ihr eigenes Geld zu verdienen: “Ich wollte immer unabhängig sein und keinen Mann um Geld bitten müssen, wenn ich mir mal neue Schuhe kaufen möchte. Man muss sich nur vorstellen, dass der Mann, der immer das Geld verdient hat, plötzlich verschwindet – dann stehst du als Frau zu Hause und musst im schlimmsten Fall sogar zum Arbeitsamt gehen.